Über die Islamische Tradition
und die unwandelbare Religion
Zunächst sollen Titel und Untertitel dieser Seite erklärt
werden. Was den Begriff der Tradition betrifft, so hat er
zwei Bedeutungen: eine allgemeine und eine besondere Bedeutung.
Auf jeden Fall bedeutet Tradition etwas anderes, als was
man heute darunter versteht, nämlich Sitten und Gebräuche.
Allgemein bedeutet Tradition die Überlieferung oder
Weitergabe eines Elements übermenschlichen Ursprungs,
so wie René Guénon es erklärt hat (Scheich
`Abd al-Wahid Yahia).
In ihrer besonderen Bedeutung bezeichnet Tradition auch
die Aussagen und Anführungen des Gesandten Allahs
(Friede und Segen Allahs seien mit ihm), aufgeführt
in den sogenannten Hadithsammlungen.
Wenn man demnach von der islamischen Tradition spricht,
versteht man darunter nicht nur die Aussagen und Weisheitssprüche
des Propheten des Islam
(saws), sondern auch die ganze Religion des Islam, d.h.
der Koran, die Sunna, die Rechtsschulen, die Spiritualität,
die Heiligkeit, usw.)
Was den arabischen Begriff "al-Dîn al-Qayyim"
betrifft, so ist er koranischen Ursprungs, er bezeichnet
die unwandelbare, unveränderliche Religion in ihrem
ewigen und universalen Charakter.
"So richte dein Antlitz auf den Glauben (um die Verpfichtungen
des Glaubens zu erfüllen) als wahrer Montheist (wie
ein Aufrechter) (hanifan) gemäss der ursprünglichen
Natur (fitrah), den Menschen ursprünglich gegeben als
Allah die Menschheit erschuf)."
Des weiteren sprach Allah: Es gibt kein Ändern
an Allahs Schöpfung. Das ist die unwandelbare Religion
(al-dîn al-qayyim). Allein die meisten Menschen wissen
es nicht. Sure 30, Vers 30
Und doch war ihnen nichts anderes befohlen, als Allah
zu dienen, in lauterem Gehorsam gegen Ihn und als wahre
Monotheisten (hunafa), und das Gebet zu verrichten
und die Zakat zu zahlen. Und das ist die wahre und unwandelbare
Religion (al-dîn al-qayyim). Sure 98, Vers 5
Daraus geht hervor, daß die islamische Tradition diese
(oben erwähnte) Eigenschaft hat, vor jeglicher Veränderung
seiner grundlegenden Prinzipien und seiner wesentlichen
Lehre bewahrt zu sein, was nicht immer der Fall war bei
den - dem Islam vorausgegangen - Religionen. Diese Schutz
[vor Abänderung] wird ausdrücklich bezeugt durch
das heilige Wort [des Koran]:
Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung (dh.
den Koran) hinabgesandt, und Wir werden sicherlich ihr Hüter
sein. Sure 15, Vers 9
Was die Universalität der islamische Tradition betrifft,
wird sie im Koran folgendermassen beschrieben: Und
Wir haben dich entsandt nur als Bringer froher Botschaft
und Warner für die ganze Menschheit; jedoch die meisten
Menschen verstehen es nicht. Sure 34, Vers 28
Ein anderes bedeutendes Merkmal dieser islamische Tradition
ist die Eigenschaft der Toleranz und der Milde entsprechend
dem Ausspruch des Gesandten Allahs als
er sagte (saws):
"Ich bin mit dem nachsichtigen und toleranten Monotheismus
geschickt worden (bu`ithtu
bil-hanîfiyah al-samha')",
eine Aussage, die durch das Wort des Heiligen Koran bestätigt
wird: Wir haben dich nicht entsandt - es sei denn
als eine Barmherzigkeit für alle Welten. Sure
21, Vers 107
Die Konsequenz dieser Unterweisung [für den Menschen]
ist, daß jenes Geschöpf, welches hinsichtlich
Gottes am meisten Wissen besitzt, eben das barmherzigste
Geschöpf hinsichtlich den Schöpfung sein kann,
in dieser Welt sowie in der nächsten. Und es ist dieser
Mensch, der die umfassendste Vision innehat von den universellen
und wesentlichen Wahrheiten. So war der Prophet Muhammad,
so ist er und so wird er sein,
(Friede und Segen Allahs seien mit ihm) .
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